ARES Beraterkommentar Juli 2023

In ruhigen Marktphasen muss man für das Privileg, in ein besonders gutes Unternehmen investiert zu sein, häufig eine Prämie bezahlen, weil die hohe Qualität beispielsweise in Form von Marktführerschaft und hohen Margen für viele Investoren offensichtlich ist. In schwierigen Marktphasen wie seit Anfang 2022 bieten sich aber immer wieder Chancen, sehr gute Unternehmen zu einem besonders attraktiven Preis zu erwerben. Wir analysieren aktuell sehr intensiv Unternehmen in Großbritannien, die seit dem Brexit sukzessive immer weiter vom Investorenradar verschwunden sind und bei vielen Anlegern sofort ein ungutes Gefühl erzeugen. In solchen Märkten bieten sich aber oft die besten Langfristchancen. Vor einigen Monaten sind wir dort mit Howden Joinery auf ein Unternehmen gestoßen, das wir sehr gerne in ARES aufgenommen haben. Aber warum ausgerechnet ein Hersteller und Händler von Küchenteilen, ist das nicht eine besonders zyklische und margenseitig unattraktive Branche? Das sind zumindest die ersten Reaktionen, die häufig verhindern, dass Investoren tiefer bohren.

Aber Howden Joinery ist ein besonderes Unternehmen. Seit seiner Umstrukturierung und Fokussierung auf das aktuelle Geschäftsmodell war das Unternehmen immer profitabel. Es hat eine durchschnittliche EBIT-Marge von über 15%, die die sukzessive weiterwächst, eine starke Bilanz ohne Bankschulden und einen hohen Bestand an Nettoliquidität. Aber woher kommt dieser Erfolg? Howden hat eine sehr große Nähe zu seinen Kunden über ein enges Netz aus 840 lokalen Auslieferungslagern, die zu günstigen Preisen ausschließlich an Profis (kleine lokale Küchenbauer) verkaufen. Jene können sich darauf verlassen, dass die benötigten Teile für ihre Projekte jederzeit lieferbar sind. Die Abhängigkeit vom Neubauzyklus ist niedrig, da 95% der Umsätze mit Teilen für Reparaturen, Renovierungen und Aufwertung bestehender Küchen erzielt werden. Die starke unternehmerische Einbindung und lange Bindung der Mitarbeiter, die direkt vom Erfolg ihres lokalen Standorts profitieren, ist mitentscheidend für den Erfolg des Unternehmens.

Die kluge Kapitalallokation ohne Ego rundet das Bild ab. Vorhandene Liquidität, die am Jahresende 250 Mio. Pfund übersteigt, wird in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen konsequent an die Aktionäre ausgekehrt. Howden arbeitet derzeit daran, seinen Erfolg mit einer Expansion in Frankreich zu wiederholen. Wir haben das Unternehmen zu einem sehr attraktiven KGV von rund 10,5 erworben.
Im Bereich Spezialchemie sehen wir eine ähnlich spannende Ausgangslage. Im konjunkturellen Tal werden die Gewinnqualität und das Wachstumspotential der kommenden Jahre verkannt und die Bewertungen sind niedrig. Kluge Investoren kaufen in einer solchen Phase. Wir sind bereits in den Unternehmen Brenntag, IMCD und Givaudan positioniert und werden im nächsten Kommentar mehr dazu schreiben.

ALAP Beraterkommentar Juli 2023

ALAP

ALAP profitierte im Juli von seiner Allokation im Bereich Übernahme-Arbitrage (Merger Arbitrage). Nachdem das Segment in den Monaten zuvor (insbesondere im Mai) unter einer ungewöhnlichen Häufung von unterbrochenen Übernahme-Deals litt, sorgten im Juli mehrere regulatorische Erfolge bei namhaften laufenden Übernahmen für eine starke Erholung. So zog beispielsweise die FTC (Federal Trade Commission) ihre Klage gegen die Übernahme von Activision durch Microsoft zurück. Bei der Übernahme von VMWare durch Broadcom erteilte die britische CMA (Competition and Markets Authority) ihre Freigabe. Schaut man auf das Renditepotenzial dieses Strategiesegments, findet man in einzelnen Deals aktuell Renditen von bis zu 20% annualisiert.

Die Deal-Breaks in den Vormonaten haben die allgemeine Risikowahrnehmung geschärft und somit zu einer Neubepreisung geführt. In Gesprächen mit renommierten Managern aus dem Segment bestätigten sie aber die Einschätzung, dass nach diesen Deal-Breaks die nun verbleibenden Übernahme-Situationen allesamt solide sind und mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Abschluss kommen werden. Es fand quasi eine Bereinigung des Marktes statt, sodass nun der qualitativ hochwertige Kern übrig ist. Unseres Erachtens stellt dieser Umstand eine überdurchschnittlich attraktive Gelegenheit mit hohem Renditepotenzial dar, weshalb wir Merger Arbitrage aktuell mit 30% in ALAP gewichten.

Auch aus den Segmenten Wandelanleihen-Arbitrage, ereignisbasierte Strategien und marktneutrale Aktienstrategien stammten im Juli signifikant positive Performancebeiträge. Der Bereich marktneutraler Aktienstrategien zeigte dabei ein hohes Maß an Dispersion, denn auch die zwei größten negativen Beiträge stammten aus dem Bereich marktneutraler Aktienstrategien. Das demonstriert, dass die von uns investierten Strategien ganz unterschiedliche Ansätze verfolgen. Ein wichtiger Faktor war im Juli das Exposure zu nicht-profitablen Tech-Unternehmen. Diese Kohorte erzielte im Juli ein Plus von mehr als 15%. Da in diesem Segment viele Manger Short-Positionen halten, kann ein initialer Kursanstieg zu einem Short Squeeze und somit zu einer selbstverstärkenden Aufwärtsbewegung führen. Der Markt ist aktuell vielfach technisch und nicht fundamental getrieben. Für Long-Short-Manager, die ihre Investitionen auf Fundamentaldaten basieren, kann ein technisch getriebener Markt ein herausforderndes Umfeld darstellen. Gleichzeitig erlaubt es aber auch, Positionen auf irrationalen Preisniveaus aufbauen zu können. Kommt es dann zu einer Normalisierung der Bewertungen, kann der Manager hiervon in vollem Umfang profitieren. Und diese Normalisierung wird kommen, da langfristig die Fundamentaldaten die Entwicklung einer Aktie bestimmen. Auch für marktneutrale Aktienstrategien gehen wir deshalb von einem überdurchschnittlichen Renditepotenzial aus. Aktuell nehmen marktneutrale Aktienstrategien 15% in ALAP ein. Diese Zahl könnte sich zukünftig erhöhen, da wir aktuell im Gespräch mit weiteren erfahrenen Managern in diesem Segment sind.